New Work Lesen
- Illustration
Christina Düringer
Wer New Work in wissenschaftlichen Instituten umsetzen will, der benötigt Fachwissen in Management, Psychologie und Architektur. Hier einige unverzichtbare Titel für die Transformation unserer Arbeitswelt.
Neue Arbeit, Neue Kultur
Der Philosoph und Anthropologe Frithjof Bergmann gilt als Begründer der New-Work-Bewegung, die seit den 1970er-Jahren versucht, neue Perspektiven für die Zukunft der Arbeitswelt aufzuzeigen. Sein Buch Neue Arbeit, Neue Kultur wird dabei als viel zitiertes Grundlagenwerk betrachtet. Bergmann wirft darin einen kritischen Blick auf das vorherrschende Arbeitssystem, welches sich seit der industriellen Revolution etabliert hat. In seinen philosophischen Überlegungen zum Freiheitsbegriff legt er gleichzeitig auch einen Grundstein für einen ganzheitlichen Blick auf das Arbeitsleben. Er spricht in diesem Zusammenhang von der „Armut der Begierde“ und meint damit die Unfähigkeit vieler Menschen, eigene Wünsche zu formulieren und eigene Projekte zu realisieren. Um ihrer persönlichen Berufung näherzukommen, sollten sich die Beschäftigten nach Bergmanns Auffassung unbedingt fragen, was sie „wirklich, wirklich wollen“. Er fordert eine grundlegend neue Arbeitskultur, die die Wünsche des Menschen in den Mittelpunkt stellt und Raum für Kreativität und Selbstentfaltung lässt. Das Buch hat seit seiner Veröffentlichung vor 20 Jahren großen Einfluss auf die Entwicklung neuer Arbeitsmodelle und inspiriert die New-Work-Bewegung bis heute.
Reinventing Organizations: Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit
Der Belgier Frédéric Laloux ist ein international anerkannter Berater und Coach im Bereich New Work. Mit seinem 2014 erschienen Buch Reinventing Organizations leistete er einen wegweisenden Beitrag für die selbstorganisierte und ganzheitliche Organisationsentwicklung. Er untersucht, wie Unternehmen ihre Effizienz steigern können, wenn sie sich verstärkt mit dem Zweck (Purpose) ihrer Arbeit beschäftigen und so eine höhere Zufriedenheit und ein stärkeres Engagement auf Seiten der Beschäftigten erreichen. Wenig überraschend empfindet er den autoritativen und hierarchischen Führungsstil als ineffizient und plädiert für mehr Eigenverantwortung der Mitarbeitenden und eine gleichberechtige Kommunikation zwischen Führung und Kollegium. Das Buch entwickelte sich seit seinem Erscheinen zu einer wichtigen Orientierungshilfe für das moderne Management, auch wenn manche seine Thesen als sehr idealistisch und nur begrenzt verallgemeinerbar kritisieren. Trotz der Einwände gilt Frédéric Laloux heute als wichtiger Vordenker für neue Arbeitsformen und Reinventing Organizations als Grundlagenbuch zur integralen Organisationsentwicklung.
Faszination New Work: 50 Impulse für die neue Arbeitswelt
Dieses Praxisbuch entstand im Rahmen eines sogenannten „Book Sprints“, also mithilfe einer Entwicklungsmethode, die den schnellen, kreativen Output zum Ziel hat – typisch für New Work. Es handelt sich um eine Koproduktion von 25 Expert:innen aus den Bereichen Führung, Digitalisierung und Beratung, die an einem Wochenende zusammenkamen, um ihr Fachwissen auszutauschen und Impulse für eine erfolgreiche Transformation der Arbeitswelt festzuhalten. Die Ergebnisse dieses Austauschs, fundierte Beiträge zur Anwendbarkeit des New-Work-Konzepts, wurden in diesem Buch zusammengefasst. Es beinhaltet u. a. konkrete Handlungsempfehlungen und Impulse zu innovativem Recruiting und Personalmarketing, zu agilem Führen und agilen Feedbacksystemen sowie zu partizipativen Unternehmenskulturen und effizienteren Lernumgebungen. Insgesamt bietet Faszination New Work mit seinen zahlreichen Beiträgen, Interviews und Illustrationen einen praxisnahen Einblick in die neuen Arbeitsformen und kann als wichtiger Impulsgeber für alle Interessierten verstanden werden.
New Work needs Inner Work: Ein Handbuch für Unternehmen auf dem Weg zur Selbstorganisation
Mit diesem praxisorientierten New-Work-Handbuch schlagen Joana Breidenbach, Gründerin von betterplace.org, und Bettina Rollow, Expertin für Organisationsentwicklung, ein neues Kapitel auf. Sie kritisieren, dass bisherige Bestrebungen zur Transformation der Arbeitswelt sich meist auf die äußere Veränderung von Prozessen und Strukturen beschränken. Genauso wichtig sei jedoch die „innere Innovation“. Um das Ziel des selbstbestimmten Arbeitens und einer flexiblen, sinnstiftenden Organisation zu erreichen, bedarf es laut den Autorinnen zunächst einmal der inneren Arbeit (Inner Work). Entsprechend rücken sie die innere Haltung, die Art der Kommunikation sowie die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden und Teams in den Fokus der Transformation. Es gehe primär um die Bedürfnisse und die Kompetenzen der Menschen, die eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Organisationen einnehmen. Was die Selbstführung und persönliche Entwicklung angeht, kann New Work needs Inner Work als praktische Erweiterung der Ideen von Frédéric Laloux in Reinventing Organizations verstanden werden. Breidenbach und Rollow zeigen Schritt für Schritt anhand von praxisnahen Beispielen und Übungen, welche Kompetenzen benötigt werden, um veraltete Hierarchien im Unternehmen abzubauen und durch selbstorganisiertes Arbeiten zu ersetzen.
New Workspace Playbook: Das unverzichtbare Praxisbuch für neues Arbeiten in neuen Räumen
Dieses Praxisbuch der Berliner Agentur Dark Horse Innovation basiert auf der Erkenntnis, dass die Arbeitsräume einen wesentlichen Einfluss auf die Leistung und Zufriedenheit von Mitarbeitenden haben können. Die vielfältigen technologischen Entwicklungen von heute beeinflussen nicht nur, wie wir arbeiten, sondern auch unsere Arbeitsräume. Statt klassischer Schreibtische in Einzelbüros erfreuen sich heutzutage Homeoffice und Co-Working-Spaces immer größerer Beliebtheit. Nicht zuletzt kann die Arbeitsraumgestaltung sogar ausschlaggebend für die Auswahl des Arbeitgebers sein. Das New Workspace Playbook versteht sich deshalb als Inspirationsquelle und Argumentationshilfe für Führungskräfte, die eine Modernisierung ihrer Räumlichkeiten anstreben. Es zeigt Beispiele der Raumgestaltung aus kleinen, mittelständischen und größeren Unternehmen und beschreibt in Wort und Bild, wie dieser Wandel in der Praxis umgesetzt werden kann. Neben der visuellen Darstellung von Gestaltungsmöglichkeiten bietet das Buch auch Methoden und Materialien, die bei der Entscheidung über die Gestaltung der neuen Arbeitsflächen unterstützen können.
New Work Utopia: Zukunftsvision einer besseren Arbeitswelt und New Work Dystopia: Scheitern im Wandel und wie es besser geht
Zwei Bücher, zwei Visionen: Anhand eines utopischen Best-Practice-Beispiels veranschaulicht der Wirtschaftspsychologe Carsten C. Schermuly zunächst in seinem Buch New Work Utopia typische Praktiken, Maßnahmen, Herausforderungen und Lösungen aus dem Arbeitsalltag der fiktiven Softwarefirma Stärkande. Dabei stellt er relevante Inhalte wie das Empowerment von Mitarbeitenden, die Förderung von Digitalisierungsprozessen und die Bedeutung von künstlicher Intelligenz dar. Idealtypisch praktiziert das Team von Stärkande verschiedene Führungsstile, Arbeitszeitmodelle oder Formen der Teamgestaltung – das überzeichnet positive Beispiel verdeutlicht, wie die Einführung von New Work ein Institut oder ein Unternehmen verändern kann.
Für diejenigen, denen die Vision zu naiv optimistisch erscheint, hat der Autor den Folgeband New Work Dystopia verfasst, eine Anti-Utopie. Mit der ebenfalls fiktiven Firma Kaltenburg karikiert er typisch patriarchale und hierarchische Strukturen des unternehmerischen Mittelstands, denen auch mit den Mitteln von New Work nicht beizukommen ist. Er lässt die Kaltenburger an typischen New-Work-Problemen wie etwa der Einführung flacherer Hierarchien oder dem Homeoffice oberflächlich herumelaborieren und hält so seinen Leser:innen den Spiegel vor. Spielerisch zeigt Schermuly in seinen Büchern Lohn und Mühen, Wegweiser und Fallstricke, die typisch für die neue Arbeitswelt sind und die jede und jeder meistern muss, die/der sich den neuen Herausforderungen stellt.
Work-Survive-Balance: Warum die Zukunft der Arbeit die Zukunft unserer Erde ist
Work-Survive-Balance von Hans Rusinek schlägt eine wichtige Brücke zwischen der globalen Klimakrise und den aktuellen Herausforderungen, die die Zukunft der Arbeit mit sich bringt. Der Autor forscht, berät und publiziert zu Lösungen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Arbeitswelt, die den kommenden Generationen übergeben werden kann. Eine „enkeltaugliche Zukunft“ sei nur möglich, wenn die heutige Art des Wirtschaftens und die radikale Ausbeutung des Planeten kritisch hinterfragt würden, schreibt er. Um das Überleben des Planeten und der Menschen zu sichern, müssten sämtliche Denk- und Handelsbarrieren im Alltag überwunden werden. Rusinek spricht sich hier für ein sinnvolles Arbeiten aus, das einen bewussteren Umgang mit Körper und Zeit erfordert, und für eine verantwortungsvolle Nutzung neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz. Trotz aller Herausforderungen sei es noch nicht zu spät, die Gestaltung der Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. In seinem Buch zeigt er Wege auf, wie die Umsetzung aussehen kann.
Das neue Führen: Führen und sich führen lassen in Zeiten der Unvorhersehbarkeit
Der Manager und Autor Bodo Janssen reflektiert in seinem neuesten Buch über die Herausforderungen unserer Zeit, die geprägt ist von privaten und beruflichen Unsicherheiten und Unvorhersehbarkeiten. Insbesondere Führungskräfte stehen heute vor der schwierigen Aufgabe, dass sie nicht nur wirtschaftliche Probleme lösen, sondern auch die Bedürfnisse und Sorgen ihrer Beschäftigten berücksichtigen müssen. Janssen liefert mit Das neue Führen einen Wegweiser für die Zeitenwende und stellt die Prinzipien der Führung neu in den Fokus. Wie können Führungskräfte die notwendige Gelassenheit und Klarheit gewinnen, um Einzelne und die Gemeinschaft zu stärken? Das Buch bietet praxisnahe Einsichten und ist eine wegweisende Lektüre für Führungskräfte auf allen Ebenen, die nach Weisheit und Visionen in herausfordernden Zeiten suchen. Insgesamt ein Plädoyer für mehr Gelassenheit und eine klare Ausrichtung in der Führung.
KI und die Disruption der Arbeit
Klaus Kornwachs ist ein Physiker und Philosoph, der die tiefgreifenden Veränderungen analysiert, die durch die Entwicklung der KI in der Arbeitswelt entstehen. Statt in Angst zu verfallen, ruft er in KI und die Disruption der Arbeit dazu auf, diese Veränderungen nuancierter zu betrachten und bewusst mitzugestalten – schließlich hat es historisch gesehen bereits mehrmals bedeutende Umbrüche in der Arbeitswelt gegeben. Kornwachs bietet nicht nur Einblicke in gegenwärtige Entwicklungen, sondern entwirft auch eine mögliche Zukunft der Arbeit, die geprägt sein wird von kreativen und weniger routinierten Tätigkeiten. Eine solche Vision sei aber keine Prognose, sondern vielmehr ein Spektrum möglicher Entwicklungen. Die Leser:innen werden dazu angeregt, ihre eigene Perspektive auf die Arbeit zu überdenken und sowohl die Grenzen der KI als auch die menschlichen Grenzen besser zu verstehen.
New Work Order
Unter dem Titel New Work Order veröffentlicht die Hamburger Trendforscherin Birgit Gebhardt regelmäßig Trendstudien, die sich mit dem Wandel der Arbeitswelt beschäftigen. Die PDF-Broschüren, die in Kooperation mit dem Industrieverband Büro und Arbeitswelt entstehen, analysieren zum Beispiel die Wege in eine neue Arbeitskultur, den Wandel von Organisationsstrukturen, die Modernisierung von Arbeitsräumen und den „Human Factor“. Sie eignen sich für alle Interessierten, die in das New-Work-Thema einsteigen oder auf dem aktuellen Stand bleiben möchten. Die Leser:innen erwartet eine Fülle an Zahlen, Daten und Fakten zu New Work sowie viele anschauliche Illustrationen, die wichtige Informationen einfach und verständlich vermitteln. Gebhardts Trendstudien sind direkt über die Webseite der Autorin zugänglich und auf Deutsch und Englisch, teilweise auch auf Chinesisch verfügbar.