Nachhaltigkeit und New Work als Erfolgsfaktoren
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Tessa Bode
Wenn es um die Zukunft der Arbeit geht, werden derzeit zwei Themen sehr viel diskutiert: Nachhaltigkeit und New Work. Beide haben mehr miteinander zu tun, als man vielleicht denkt. Wie lassen sie sich am besten verknüpfen?
Sowohl Nachhaltigkeit als auch New Work begegnen Beschäftigte häufig mit Vorurteilen und der Sorge, auf etwas verzichten oder sich einschränken zu müssen. Sei es die Befürchtung, vom eigenen Büro (dem individuellen Reich) in ein Großraumbüro (bzw. Open Space Office) wechseln zu müssen, oder die Angst, am Arbeitsplatz frieren zu müssen, um Heizkosten zu sparen. Dabei stehen bei beiden Konzepten der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt. Während New Work darauf abzielt, die individuellen Bedürfnisse am Arbeitsplatz zu erfüllen, zielen Maßnahmen zur Nachhaltigkeit auf ein gutes Leben für alle – heute und morgen. Obwohl dies zunächst wie ein Spannungsfeld erscheinen mag, wird beim Thema Nachhaltigkeit grundlegend anerkannt, dass Menschen unterschiedliche Bedingungen und Bedürfnisse haben, denen es gerecht zu werden gilt. Auch bei New Work geht es – zumindest unternehmensintern – um das große Ganze. Kurz gesagt: Beide Konzepte fokussieren sich auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und tragen zur langfristigen Bindung an den Arbeitgeber bei.
Soziale Verantwortung übernehmen
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (engl. SDGs) der Vereinten Nationen zeigen, dass soziale Verantwortung ein tragender Aspekt von Nachhaltigkeit ist. Und die soziale Verantwortung beginnt im eigenen Unternehmen bzw. Institut: Faire Entlohnung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gesundheit und Wohlergehen, gleiche Chancen für alle und Zugang zu (Weiter-)Bildung sind nur einige Beispiele, die explizit in den SDGs gelistet sind und am Arbeitsplatz umgesetzt werden können.
Forschungseinrichtungen – insbesondere die aus öffentlichen Geldern finanzierten – haben darüber hinaus den besonderen Auftrag, zum Allgemeinwohl der Gesellschaft beizutragen (Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungseinrichtungen). Das machen sie einerseits über ihre Forschung, andererseits aber auch durch einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgang mit öffentlichen Ressourcen. Außerdem sollten sie als Vorbild fungieren, da sie als Treiberinnen von Innovationen und neuen Technologien eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Zukunft spielen. Indem sie ihren Mitarbeitenden eine stetige Weiterbildung ermöglichen und Diversität und Inklusion fördern, schaffen Forschungseinrichtungen eine integrative und partizipative Arbeitskultur, die Vielfalt schätzt und zu einer breiteren Perspektive sowie besseren Entscheidungsfindung im Institut beiträgt.
Nachhaltigkeit durch moderne Tools
Moderne Tools gehören heute zum Arbeitsalltag, wobei die Nachhaltigkeitsaspekte auf der Hand liegen. Digitale Kommunikationsmittel verkürzen nicht nur die Wege, sondern reduzieren auch den Papierverbrauch; digitaler Speicherplatz verringert die benötigten Lagerkapazitäten im Haus. Dennoch: Der ökologische Fußabdruck digitaler Tools und Speicherlösungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Energieeffizienz der eingesetzten Technologien, dem Datenmanagement, der Lebensdauer der Geräte und der Art der genutzten Energiequellen. Dass zunehmend erneuerbare Energien integriert werden, wird jedoch dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck weiter zu minimieren und nachhaltiges Arbeiten zu fördern. Nicht jede Einrichtung kann ihren Strombedarf mit einer eigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach decken, aber es gibt auch kleinere Maßnahmen, um auf erneuerbare Energien umzusteigen. So kann beispielsweise bei der Auswahl von Cloud-Computing-Diensten darauf geachtet werden, dass die Server mit erneuerbaren Energien betrieben werden, und auch für die Institutshomepage kann auf einen Webhosting-Anbieter zurückgegriffen werden, der die Website mit Ökostrom versorgt.
Mobiles Arbeiten – ein zentrales Anliegen von New Work – reduziert den Pendlerverkehr, was für die Mitarbeitenden nicht nur eine Zeitersparnis bedeutet, sondern nachweislich auch den verkehrsbedingten CO₂-Ausstoß reduziert. Der Individualverkehr mit dem eigenen Auto verliert an Bedeutung, während die Flexibilität bei der Wahl des Arbeits- und Wohnorts steigt – und das kann die Work-Life-Balance verbessern. Übrigens: Für Tarifbeschäftigte der Länder gibt es seit 2024 die Möglichkeit, Fahrräder zu leasen. So lässt sich nachhaltige Mobilität fördern, und den Mitarbeitenden wird ein direkter Mehrwert geboten.
New-Work-Konzepte zur Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie
New Work steht für Partizipation über Hierarchien hinweg und bietet damit neue Gestaltungsspielräume für alle Mitarbeitenden. Ein partizipativer und transparenter Transformationsprozess stärkt nicht nur die Motivation und die Identifikation mit der Organisation, sondern hilft auch dabei, Initiativen für mehr Nachhaltigkeit erfolgreich umzusetzen. Wichtig sind hier gute Feedbackmechanismen und beispielsweise die Implementierung eines Ideenmanagements für Nachhaltigkeit. Beschäftigte sollten ihre Ideen zur Verbesserung ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit niederschwellig einbringen können. Darüber hinaus können spezielle Weiterbildungsangebote zum Thema das interne Know-how erhöhen. Denn Nachhaltigkeit betrifft jeden unserer Arbeitsbereiche.
Im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Unternehmen können Forschungsinstitute nur begrenzt auf extrinsische Motivationsfaktoren zurückgreifen, um die Beschäftigten für mehr Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Veränderungen am Arbeitsplatz zu motivieren. Stattdessen sollten sie auf intrinsische Motivation setzen und Anreize schaffen, die den individuellen Werten und Zielen der Mitarbeitenden entsprechen. So fördert die gemeinsame Entwicklung und Diskussion eines internen Wertekompasses für Nachhaltigkeit zum einen die Akzeptanz und vermeidet zum anderen potenzielle Konflikte, weil unterschiedliche Perspektiven eingebracht werden. Ein solcher Wertekompass sollte sich an den bestehenden Werten der Forschungseinrichtung orientieren und um Nachhaltigkeitsaspekte wie Umweltbewusstsein, soziale Verantwortung und kontinuierliches Lernen ergänzt werden. Es ist wichtig anzuerkennen, dass Nachhaltigkeitsmanagement ein langer Weg ist, der insbesondere unter finanziellen Restriktionen Schritt für Schritt und jeden Tag neu gegangen werden muss. Hochgesteckte Nachhaltigkeitsziele können zwar motivierend wirken, bergen aber auch die Gefahr, vor einer kaum zu bewältigenden Aufgabe zu kapitulieren. Hilfreich ist es daher, sich kleine, messbare Zwischenziele zu setzen, die regelmäßig als Erfolg an Beschäftigte und Management kommuniziert werden können, z. B. die Reduzierung des Energieaufwands oder die Senkung des Papierverbrauchs. Wenn es gelingt, neue Richtlinien zu etablieren, wie fleischfreies Catering, die Vermeidung von Flugreisen oder der Verzicht auf Farbkopien, sind das entscheidende Schritte, die die Mitarbeitenden motivieren können.
Nachhaltigkeit als Treiber für Veränderung
Veränderungen sind nicht bei allen Beschäftigten gleichermaßen beliebt. Eine gute Argumentationsgrundlage für Transformationsprozesse kann es jedoch sein, Nachhaltigkeitswerte zu formulieren und auch danach zu handeln. So hat die Leibniz-Gemeinschaft nicht nur ein Nachhaltigkeitsleitbild formuliert, sondern sich auch das Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden. In zehn Pilotprojekten und unter der Beteiligung von 14 Leibniz-Instituten wurde von 2023 bis Frühjahr 2024 evaluiert, wie der Weg zu einem klimaneutralen Forschungsbetrieb aussehen kann (Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungsorganisationen). Die Digitalisierung weiter voranzutreiben ist eine mögliche Strategie, die vielen Beschäftigten als unnötiger Aufwand erscheinen mag und den eigenen Arbeitsalltag nicht unbedingt verbessert. Besser rechtfertigen lässt sich dieser für den Einzelnen aufwendige Prozess aber möglicherweise, wenn man darauf hinweist, wie viele Ressourcen auf diese Weise eingespart werden können.
Nicht zuletzt ist Nachhaltigkeit eine gute Möglichkeit, die Beschäftigten in gemeinsame Projekte mit erkennbarem Mehrwert einzubinden, die Spaß machen und auf ein bereichsübergreifendes Ziel hinarbeiten. Ein solches Projekt könnte z. B. ein digitales Dokumentenmanagementsystem sein, mit dessen Hilfe Dokumente effizienter verwaltet, Ressourcen gespart werden können und der Papierverbrauch reduziert werden kann. Werden die Mitarbeitenden an der Einführung des neuen Systems beteiligt, beugt das möglichen Problemen vor, die Teamarbeit fördert außerdem das Gemeinschaftsgefühl.
Nachhaltigkeit macht attraktiv
Alle genannten Punkte haben letztendlich eines gemeinsam: Sie steigern die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und fördern so nachhaltig die Mitarbeiterbindung. Konkrete nachhaltige Praktiken wie digitale Prozesse, die helfen, den Papierverbrauch zu reduzieren, oder die Nutzung erneuerbarer Energien für den Betrieb des Instituts können den Mitarbeitenden einen direkten Sinn in ihrer Arbeit vermitteln. Sie tragen dann in ihrem Arbeitsalltag zu mehr Nachhaltigkeit bei und werden Teil der branchenübergreifenden Nachhaltigkeitsbewegung. Außerdem könnten Beschäftigte beispielsweise aktiv an Umweltschutzprojekten teilnehmen oder ihre Fähigkeiten durch Schulungen und Workshops zum Thema Nachhaltigkeit weiterentwickeln, was wiederum ihre Motivation und ihre Bindung an den Arbeitsplatz stärkt. Generell erhöhen Wissenschaftseinrichtungen ihre Attraktivität für hochqualifizierte Fachkräfte, wenn sie eine Auszeichnung als klimaneutraler Forschungsbetrieb oder die Teilnahme an branchenspezifischen Nachhaltigkeitsinitiativen vorweisen können – auch wenn natürlich auch andere Aspekte wie moderne Arbeitsmodelle mit flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen und Job-Sharing-Programmen dazu beitragen, talentierte Bewerber:innen anzuziehen.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Nachhaltigkeit und New Work als zentrale Arbeitsbereiche der Gegenwart betrachtet werden müssen. Die Komplexität dieser Themen erfordert jedoch eine kontinuierliche Auseinandersetzung und die Umsetzung verschiedener Aspekte. Es ist sinnvoll, beide Konzepte miteinander zu verknüpfen, um ihre jeweiligen Potenziale optimal zu nutzen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht wird.