Experimentierraum Flexible Wissenschaftsarbeit
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Vincent Brod
Viertagewoche, Sabbaticals, Workation: Um innovativen und kreativen internationalen Fach- und Führungskräften moderne Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft zu bieten, sind flexiblere Arbeitsformen notwendig. Was davon Forschungseinrichtungen bereits jetzt umsetzen können und welche Herausforderungen noch bestehen, zeigt eine neue Machbarkeitsstudie, die unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart entstanden ist.
Die Wissenschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und Chancen. Die fortschreitende Digitalisierung, die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit und der globale Wettbewerb verlangen nach neuen, flexiblen Arbeitsmodellen, um es Wissenschaftler:innen zu ermöglichen, ihre Kreativität und Innovationskraft voll auszuschöpfen. Einerseits folgen die Arbeitsaufgaben oft projektindividuellen Rhythmen, wozu bei internationalen Kooperationen auch gehört, sich mit Kolleg:innen in anderen Zeitzonen auseinanderzusetzen und an Tagesrandlagen oder auch im Ausland zu arbeiten. Andererseits sollte gewährleistet sein, dass sich anspruchsvolle Arbeit und das Privatleben individuell passgenau vereinbaren lassen.
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat daher im Dialog mit 65 Wissenschaftler:innen aus zehn Forschungseinrichtungen und in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Fraunhofer-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft in der Machbarkeitsstudie „Experimentierraum Flexible Wissenschaftsarbeit in Deutschland“ Erprobungsfelder für moderne Wissenschaftsarbeit identifiziert und deren Chancen und Herausforderungen analysiert. Welche Arbeitsstrukturen bereits verändert werden können und welche erst nach rechtlichen Änderungen möglich sind, veranschaulicht die folgende Grafik. Gleichwohl hat die Machbarkeitsstudie einen atmenden Charakter: In ihrer bisherigen Form bietet sie einen ersten Überblick über Handlungsspielräume, Chancen und Herausforderungen – weitere Anregungen aller außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind ausdrücklich willkommen.
Flexible Arbeit: Jetzt und in Zukunft
Die Machbarkeitsstudie ist ein wichtiger erster Schritt, um zukunftsweisende Arbeitsstrukturen zu entwickeln und zu erproben. Elf kooperativ erarbeitete Erprobungsfelder zeigen, welche Arbeitsstrukturen nach Ansicht der teilnehmenden Forschungseinrichtungen primär flexibilisiert werden sollten. Diese elf Erprobungsfelder sind unterteilt in zwei Phasen:
1. Quick Start
Flexiblere Arbeitsformen sind bereits möglich, erfordern aber ggf. kulturelle, organisatorische und prozessuale Innovationen in der Forschungseinrichtung. Hierzu gehören folgende Erprobungsfelder:
Zeitsouveränität und -flexibilität
Ortsflexible Arbeitsmöglichkeiten
2. New Horizons
Flexiblere Arbeitsformen erfordern arbeitszeitgesetzliche, tarifvertragliche und sozialversicherungsrechtliche Änderungen. Hierzu gehören folgende Erprobungsfelder:
Zeitsouveränität und -flexibilität
Ortsflexible Arbeitsmöglichkeiten
Zu jedem oben aufgeführten Erprobungsfeld finden Sie eine interaktiv aufbereitete Seite mit den wichtigsten Informationen, Herausforderungen und Chancen.
Zukunft der Wissenschaft: Verbesserte Arbeitsbedingungen
Im Rahmen des Projekts „Experimentierraum Wissenschaftsarbeit“ möchten einige Forschungseinrichtungen in den nächsten beiden Jahren verschiedene Formen der zeitlichen und örtlichen Flexibilisierung testen, um herauszufinden, wie die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft noch besser an die Anforderungen der modernen Forschung angepasst werden können. Die Ergebnisse dieses Projekts sollen nicht nur die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft nachhaltig verbessern, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der gesamten Forschungslandschaft in Deutschland liefern. Durch die enge wissenschaftliche Begleitung und Evaluation der erprobten Modelle wird sichergestellt, dass die gewonnenen Erkenntnisse direkt in die Praxis umgesetzt werden können.
In der ersten Phase (Quick Start) konzentriert sich das Projekt auf Flexibilisierungsformen, die die Einrichtungen selbstständig beeinflussen können, beispielsweise indem sie kulturelle, organisatorische oder prozessseitige Barrieren abbauen. Die zweite Phase (New Horizons) widmet sich der Implementierung von Flexibilisierungsformen, für die Gesetze und tarifvertragliche Bestimmungen konditioniert außer Kraft gesetzt werden müssen.
Über diese elf Erprobungsfelder unterstützen die Leibniz-Gemeinschaft und ihre Partner interessierte Forschungseinrichtungen, um die wissenschaftliche Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten. Schaffen Sie die Voraussetzungen für weitere Innovationen nach dem Motto: Innovationen innerhalb der Wissenschaft gestalten, Innovationskraft der Wissenschaft entfalten.